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04-05-20

Langsamer RESTART

Mit eingeschränkter Produktion starten wir in den nächsten Wochen wieder unsere Werke in Europa und Nordamerika. COO Stefan Leitzgen mit einem Überblick zum aktuellen Stand und was wir in den kommenden Wochen zu erwarten haben.

Andreas Heine: Wie sieht der Zeitplan für Europa aus, wann geht welches Werk wieder an den Start?

Stefan Leitzgen: Die ersten Werke sind in der vergangenen Woche wieder angelaufen, weitere folgen dann ab dieser Woche und die letzten hoffentlich ab dem 11. Mai. Allerdings arbeiten wir zu Beginn oft nur einschichtig und das noch nicht einmal an allen Anlagen und über die gesamte Woche hinweg. Zum Beispiel werden wir in Attendorn in dieser Woche auf einer Schicht mit 25 Mitarbeitern starten, normal sind ca. 120.      

Andreas Heine: Man sagt, dass die Entwicklung in Nordamerika gut zwei Wochen zurückliegt. Gilt das auch für den Restart in Kanada, USA und Mexico?

Stefan Leitzgen: Generell ist das so. Der komplette lock down in allen drei Ländern geht noch mindestens bis zum 10. Mai, in Mexiko sogar bis Ende des Monats. Aber auch diese Daten ändern sich fast täglich. Bis auf ganze wenige Ausnahmen plant keiner unserer Kunden mit einem Wiederanlauf vor dem 11. Mai.

Andreas Heine: Wieviel unserer Kapazität werden die Kunden abrufen? Sind die Strategien beim Hochfahren der Automobilwerke ähnlich oder komplett unterschiedlich?

Stefan Leitzgen: Wir erwarten für Mai in Europa maximal 50% des normalen Umsatzes, und das ist schon ein optimistisches Szenario. In Nordamerika rechnen wir mit einem deutlich geringeren Umsatz. Im Grunde planen alle OEM ähnlich. Alle beginnen erst einmal mit einer Schicht und steigern dann Woche für Woche ihre Produktion. Oft laufen die Montagebänder langsamer als vor der Krise, da weniger Mitarbeiter eingesetzt werden. Die Hochlaufgeschwindigkeit ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich.  

Andreas Heine: Sind wir überall gut vorbereitet auf den Restart oder gibt es noch besondere Herausforderungen?

Stefan Leitzgen: Alle Werke müssen ein „Return to Work“ Audit durchführen. So prüfen wir, ob alle Covid19 Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt wurden. Und jeder Mitarbeiter weltweit erhält eine Schulung, in der die werksspezifischen Maßnahmen erläutert werden. Ja, ich bin überzeugt, wir sind sehr gut vorbereitet. 

Andreas Heine: Werden unsere neuen verbindlichen Handlungsanweisungen zum Umgang miteinander im Werk in Zeiten von Corona akzeptiert und dort wo schon Mitarbeitende im Betrieb sind auch umgesetzt?

Stefan Leitzgen: In den Werken, in denen schon gearbeitet wird, werden unsere Covid19 Schutzmaßnahmen auch umgesetzt. Natürlich läuft noch nicht alles rund, aber es funktioniert. Vereinzelt gibt es Kritik, zum Beispiel für die Schließung der Umkleiden. Aber es gibt auch Mitarbeiter, die sich für unser umsichtiges Vorgehen bedankt haben. 

Andreas Heine: Gibt es schon Hochrechnungen, wie stark uns der Shutdown als Unternehmen getroffen hat und welche Auswirkungen er auf unser Jahresergebnis haben wird?

Stefan Leitzgen: Es gibt einen ersten Forecast für den Zeitraum von Januar bis Ende Juni. Die Zahlen sind sehr ernüchternd. Um eine Prognose für das gesamte Jahr zu stellen, ist es allerdings noch viel zu früh. Eins ist heute aber schon vollkommen klar: wir werden den Gürtel erheblich enger schnallen müssen.

Andreas Heine: Zurzeit ist es schwer, die vielen Krisenmeldungen täglich zu ertragen. Gibt es etwas, was uns etwas aufmuntern könnte, uns hoffungsvoll in die Zukunft blicken lässt?

Stefan Leitzgen: Ja, unser Geschäftsführungskollege in Rumänien ist zum dritten Mal Vater geworden.

Andreas Heine: Das ist auf jeden Fall eine gute Nachricht, auch von mir noch herzlichen Glückwunsch.

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